Umzug in Betreutes Wohnen – Gründe und Ablauf

Der Umzug ins Betreute Wohnen ist ein großer Einschnitt im Leben der Senioren. Foto: © Halfpoint / stock adobe

Alter, Krankheit, Einsamkeit oder der Wunsch nach Sicherheit sind Gründe, vom selbstständigen Leben in einer eigenen Wohnung ins Betreute Wohnen zu wechseln. Wie der Umzug und die Eingewöhnung gelingen? Damit befasst sich dieser Artikel.

Gründe und Motivation für den Umzug

Der Umzug ins Betreute Wohnen ist ein großer Schritt – und oft der einzige, einer Vereinsamung zu entgehen. Früher war es üblich, dass alte Menschen mit ihren Familien – etwa in einem Mehrgenerationenhaushalt – zusammenlebten und umgeben von Kindern und Elternkinder von Einsamkeit keine Rede war. Heute wohnen Familienangehörige in ganz Deutschland verstreut oder sogar im Ausland. Zudem ist es üblich, dass die Kinder und ihre Partner einer Arbeit nachgehen. Deshalb hat kaum jemand Zeit, sich den Senioren zu widmen.

Stirbt der Lebenspartner, wohnt der Senior allein. Oft sind auch keine oder nur wenige soziale Kontakte vorhanden. Um dieser Einsamkeit zu entfliehen, ist das Betreute Wohnen ein willkommenes Wohnkonzept.

Übrigens: Das Statistische Bundesamt fand heraus, dass in Deutschland der Anteil Alleinlebender mit 20,6 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt von 16,2 Prozent liegt. Die Armutsgefährdung ist doppelt so hoch wie bei der gesamten Bevölkerung. Besonders betroffen sind ältere Menschen. Bei den Über-65-Jährigen sind es bereits 34 Prozent, die allein zurechtkommen müssen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Alleinlebenden. Frauen betrifft das einsame Wohnen häufiger als Männer.

Der Sicherheitsgedanke ist ein weiterer Grund, der Senioren dazu bewegt, sich ein neues Zuhause im Betreuten Wohnen zu suchen. Berichte über Menschen, die tagelang durch einen Unfall hilflos in der Wohnung liegen oder im Todesfall erst nach Wochen gefunden werden, machen Angst. Beim Betreuten Wohnen ist medizinische Hilfe gesichert – dennoch bleibt die Selbstständigkeit gewahrt. Auch bei zunehmender Pflegebedürftigkeit brauchen die alten Menschen ihr neues Zuhause nicht zu verlassen. Denn für die Betreuung wird gesorgt.

Dies alles sind Gründe, warum sich Senioren für das Betreute Wohnen entscheiden und nicht in ein Seniorenheim umziehen. Denn gerade der Gedanke, seine Selbstbestimmtheit zu verlieren, wirkt beängstigend.

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Wohnformen und Angebote

Senioren, die sich für Betreutes Wohnen entscheiden, haben die Wahl zwischen unterschiedlichen Wohnformen. Eine davon erinnert an Studentenzeiten. Bei dieser Variante wohnen mehrere Senioren in einer Wohngemeinschaft zusammen. Jeder hat sein eigenes Zimmer, aber es gibt auch Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer und Küche.

Eine weitere Wohnform ist die Pflegewohnung. Diese eignet sich für Senioren, die weitgehend selbstständig sind, dennoch pflegerische Hilfe benötigen. In Servicewohnungen kommen Senioren unter, die zusätzliche Services wie Reinigungs- und Mahlzeitendienste in Anspruch nehmen. Die Wohnungen sind unabhängig von sozialen Trägern.

Einsame Senioren finden neuen Anschluss in einer gemeinschaftlichen Einrichtung, in der Sozialkontakte gefördert werden. Jeder Senior hat seine eigene Wohnung. Auch das Altenheim ist eine Form des Betreuten Wohnens. In diesen Einrichtungen werden Senioren rund um die Uhr betreut und gepflegt.

Die Angebote im Betreuten Wohnen

Welche Angebote Betreutes Wohnen umfassen muss, dazu gibt es keine rechtlichen Regelungen. Deshalb sollte sich jeder interessierte Senior zuvor gründlich informieren, welche Services die gewünschte Einrichtung anbietet.

Die Unterschiede beginnen beim Wohnen. Senioren entscheiden sich beispielsweise für barrierefreie oder barrierearme Eigentums- oder Mietwohnungen. Medizinische Versorgung erhalten sie durch Arztpraxen und Apotheken in der Nähe.

Ebenso aufmerksam sein sollten alte Menschen bei den Serviceleistungen. Bei manchen Angeboten ist der Service so minimal, dass sie sich nicht wesentlich von den Hausmeisterdiensten in herkömmlichen Wohnungen unterscheiden. Andere Anbieter beschränken sich auf eine Ansprechperson, die Bewohner bei Problemen kontaktieren können. Brauchen Senioren mehr medizinische, pflegerische oder soziale Kontrolle, ist ein Dienstleister mit einem umfangreichen Angebot an Grund-, Wohl- und Zusatzleistungen die richtige Wahl.

Zu den Grundleistungen gehört immer eine Ansprechperson. Diese wird jedoch nicht selbst tätig, sondern ist für organisatorische Fragen des Alltags zuständig. Sie vermittelt auf Senioren zugeschnittene Dienstleistungen wie Essen auf Rädern oder Pflegeleistungen.

Das Gebäudemanagement befasst sich mit der Pflege und Instandhaltung der Wohnanlage, jedoch nicht die der Wohnungen. Auch ein Hausnotruf zählt zu den Grundleistungen. Dabei unterscheiden sich Modelle, bei denen eigenes Personal zu Hilfe gerufen wird, von solchen, die über Dienstleistungsunternehmen mit einer Notrufzentrale verbunden sind.

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Wahl- und Zusatzleistungen überschreiten die Grundleistungen. Senioren können die Haushaltshilfe, die Fuß- und Haarpflege, Essen auf Rädern oder den Bügelservice buchen. Die Rechnungen der Dienstleistungsunternehmen müssen die Senioren selbst tragen. Die Vermittlung kann die Ansprechperson übernehmen.

Entscheidungsfindung

Die Entscheidung, ins Betreute Wohnen zu wechseln, ist schwierig. Deshalb sollte man sich gründlich über die Wohnformen und über die nahen Einrichtungen informieren. Besonders wichtig sind die enthaltenen Serviceleistungen und die Kosten.

Daneben ist ein Gespräch mit nahen Angehörigen sinnvoll, um seine persönliche Situation selbst einzuschätzen. Welche Art von Unterstützung braucht der Senior aktuell und wie sieht es voraussichtlich in ein paar Jahren aus? Wie aktiv ist er noch im Alltag. Zeigt er Anzeichen von Demenz oder ist zu erwarten, dass er bald zum Pflegefall wird oder im Rollstuhl sitzen muss?

Ist nach Beantwortung dieser Fragen der Wunsch, betreut zu wohnen, noch aktuell, empfiehlt es sich, mehrere Einrichtungen aufzusuchen und sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Zudem helfen Bewertungen im Internet und Erfahrungsberichte von Bewohnern.

Vorbereitung des Umzugs

Ob Senior oder noch nicht: Ein Umzug bringt viel Arbeit und Emotionen sich. Deshalb muss er frühzeitig organisiert werden.

Zunächst stellt sich die Kostenfrage. Wie teuer darf der Umzug werden? Kostenvoranschläge unterschiedlicher Firmen helfen bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen. Reicht das Geld für einen vollen Service nicht, müssen Senioren oder deren Angehörige einen Teil des Umzugs selbst erledigen. Dazu gehört beispielsweise das Kistenpacken.

Bevor ein professionelles Umzugsunternehmen beauftragt wird, steht die Bestandsaufnahme an. Welches Inventar ist vorhanden und welches Mobiliar zieht mit in die neue Wohnung um? Welche Teile und persönlichen Gegenstände können verkauft oder verschenkt werden? Für Möbel, die in den Sperrmüll kommen, sollte frühzeitig der Sperrmüllwagen bestellt werden. Kauft das Umzugsunternehmen selbst gut erhaltene Möbel auf? Dies kann die Umzugskosten spürbar senken.

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Zudem sind behördliche Dinge zu erledigen. Strom, Gas, Wasser, Telefon und Internet müssen rechtzeitig für die alte Wohnung gekündigt beziehungsweise umgemeldet werden. Zusätzlich sollten Senioren die Energie- und Wasserversorgung für die neue Wohnung sicherstellen. Zudem müssen sich Senioren selbst bei der Stadtverwaltung ummelden. Was es jetzt noch braucht, sind die fleißigen und starken Hände der Helfer.

Der Umzug und damit die Trennung von der gewohnten Umgebung und lieben Nachbarn fällt vielen Senioren schwer. Ein kleines Fest zum Abschied kann darüber hinwegtrösten. Wichtig ist es, offen über seine Bedenken und Gefühle mit Angehörigen zu reden.

Der Umzugstag

Mit dem Abschiedsfest ist der Umzug jedoch nicht erledigt. Der Umzugstag steht noch bevor. Zunächst sollten Senioren an diesem Tag früh aufstehen und ihre Dokumente und persönlichen Gegenstände bereitlegen. Dazugehören auch Medikamente, Geld und Schlüssel.

Ist das Umzugsteam eingetroffen, braucht es Informationen, wie der Tag ablaufen soll und welche Gegenstände eine besondere Behandlung benötigen. Auch das Beladen des Umzugswagens sollten Senioren oder deren Angehörige kontrollieren. Läuft nicht alles glatt, gilt es, Ruhe zu bewahren und gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen.

Im neuen Zuhause angekommen, erwartet die Senioren ein freundlicher Empfang von Bewohnern der Einrichtung oder Anlage sowie von Mitarbeitern und Betreuern.

Eingewöhnung und Alltag im Betreuten Wohnen

Ist der Stress des Umzugs vorbei, erleichtert es den Start, wenn sich die Senioren mit den Angeboten und Räumlichkeiten vertraut machen. Zudem hat es Vorteile, sich alsbald unter die Bewohner der Einrichtung zu mischen beziehungsweise mit den Wohnungsnachbarn bekannt machen. Zusätzlich sollten sie den Kontakt zu den Betreuern pflegen und möglichst viele soziale Angebote annehmen. Auf diese Weise gewöhnen sich Senioren schneller an die Veränderungen und finden neue Freunde.

Fazit

Der Umzug ins Betreute Wohnen ist ein großer Einschnitt im Leben der Senioren. Deshalb sollte er gut organisiert werden. Bei der Eingewöhnung hilft es, wenn die Senioren sich nicht zurückziehen, sondern an Aktivitäten und Ausflügen teilnehmen.